Wie bereits angekündigt, gibt es nun mal ein paar Informationen um das Karpalgelenk, also genau das Gelenk, das bei Lina kaputt ist.
Zunächst mal handelt es sich genau betrachtet beim Karpalgelenk, welches dem menschlichen Knie wohl am ähnlichsten kommt, nämlich gar nicht ein Gelenk. Vielmehr ist es zusammengesetzt aus vielen kleinen Gelenken. Somit ist es ein sogenanntes zusammengesetztes Wechsel- oder Walzengelenk. Die verschiedenen Einzelgelenke weisen dabei unterschiedliche Bewegungsgrade auf, die wiefolgt unterschieden werden:
Unterarm-Vorderfußwurzelgelenk (Articulatio antebrachiocarpea)
Vorderfußwurzel-Mittelgelenk (Articulatio mediocarpea)
Vorderfußwurzel-Mittelfußgelenk (Articulationes carpometacarpeae)
Gelenk des Erbsenbeins (Articulatio ossis carpi accessorii)
Vorderfußwurzel-Zwischengelenke (Articulationes intercarpeae)
Zur Verstärkung des Karpalgelenkes dienen Gelenkbänder sowie bandartige Faszienverstärkungen. Klingt nun alles sehr kompliziert und wenn man es genau nimmt, ist der Aufbau wirklich sehr komplex. Die eigentlich einzig wichtige Frage ist jedoch, welche Auswirkungen eine solche Verletzung auf das Hundeleben im Alltag hat.
Dazu gibt es nun zwei Bilder, die einmal Linas gesundes Karpalgelenk im Stand zeigen und einmal das kaputte. Man sieht sehr deutlich, dass sie im Stand ihr Gelenk einfach durchtritt.
Um dies zu vermeiden, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Orthese, die das Gelenk in der gestreckten Position hält, um das Durchtreten zu verhindern
- OP, die eine Versteifung durch eine eingebrachte Platte ermöglicht.
Zur Zeit sind wir noch bei Variante 1, die auch wirklich sehr gut funktioniert, was das Laufbild von Lina angeht. Sie tobt und springt und kann ihre vierte Pfote deutlich besser belasten im Vergleich zum Urzustand ohne Hilfsmittel. Allerdings gibt es verschiedene Probleme, mit denen wir mit dem Umgang mit der Orthese zu kämpfen haben.
Zum einen musste sich Lina ans Treppenlaufen gewöhnen bzw ist noch immer dabei. Sie kann ihr Beinchen nicht einfach abwinkeln, was ihr besonders beim Abwärtsgehen immernoch Probleme bereitet. Darüberhinaus ist sie draußen so aktiv, dass wir es kaum schaffen spazieren zu gehen ohne Schmutz und Dreck in der Schiene zu haben. Dies hat zur Folge, dass an vielen Stellen die Orthese reibt und es immer wieder zu Druckstellen kommt. Also die perfekte und optimale Lösung stellt die Orthese noch nicht dar.
Was man aber Lina und der Orthese zu Gute halten kann. Ich kann sie langsam daran gewöhnen, dass sie ihre vierte Pfote mit einsetzt. Anfangs noch sehr skeptisch, aber mittlerweile immer besser. Das Aus- und Anziehen ist mittlerweile auch gar kein Problem mehr: “Sitz” zwischen meinen Beinchen, “High Five” mit der kaputten Pfote und das Beinchen in die Schiene legen, kann sie schon fast auf Kommando.
Die Belohnung sind dann immer schöne Spaziergänge im Anschluss oder eine schnelle Spiele- und Toberunde mit Hundekumpels.
Langfristig werden wir uns aber dennoch aufgrund der Druckstellen für Variante 2 entscheiden. Allerdings muss die Dame dafür erst mal ausgewachsen sein. Durch den medizinischen Eingriff mit der Platte stoppen wir den natürlichen Wachstumsprozess des kaputten Beins, was natürlich vorallem im Alter Probleme machen wird, wenn die Belastung durch ein längeres und kürzeres Beinchen vollkommen ungleich verteilt ist. Da wir gerade erst etwa ein Jahr alt sind und noch immer im Wachstumsprozess, müssen wir mit der OP eben noch etwas warten.
Aber das ist gar nicht schlimm. Gerade üben wir durch Konzentrations- und Laufübungen auch die Hinterläufe anständig zu koordinieren. Denn durch das viele Gehüpfte in den ersten 9 Monaten, ist da etwas Koordinationstraining nötig.
Schon lustig anzusehen, wie ein Borderkind sich an Hürden versucht und die Hinterläufe einfach nicht einzeln anständig anheben kann. Aber mit viel Geduld und Vertrauen in ihre kaputte Pfote wird auch das bald besser sein.
Wenn ich im nächsten Training daran denke, versuche ich den Fortschritt mal in einem Video festzuhalten.
Bis demnächst,
liebe Grüße,
Nina, Lina und der Rest der Rasselbande 🙂